Hans-Günther Adam
  Kurzbiographie
 

Geboren im September 1957 in Heidelberg in gutbürgerlichen Verhältnissen. Mutter Hausfrau, Vater Beamter.

Eine seiner frühesten Kindheitserinnerungen hat mit den amerikanischen Radiosendungen zu tun, die damals in Heidelberg laufen: Hans-Günthers Großmutter, die auch Jahre nach dem Krieg noch ein Foto des „Führers“ auf dem Nachttisch stehen hat, teilt das Zimmer mit ihrem Enkel. Eines Tages läuft im Radio wieder Dixieland-Musik für die stationierten GI´s. Empört und mit wüsten Beschimpfungen schaltet die Oma die „Negermusik“ ab – was von dem kleinen Jungen mit lautem Geschrei und wütendem Protest quittiert wird! Auch wenn er noch keine Worte für das hat, was er da hört – dass es etwas Besonderes ist, war ihm schon damals klar.

Im Haus steht ein altes Klavier, das den Vierjährigen fasziniert und zu ersten Experimenten verlockt. Töne, Akkorde, Klänge – was für eine wunderbare Welt eröffnet sich da. Die Versuche der Mutter, dem ganzen eine „Ordnung“ zu geben und den Jungen zum regulären Klavierunterricht zu schicken, werden jedoch konsequent boykottiert. Schon damals hat er seinen eigenen Kopf, wenn es um die Musik geht!

1964 zieht die Familie nach Koblenz. Nun tritt das musikalische Interesse erst mal in den Hintergrund, die Schule wird wichtiger. Doch das ändert sich, als die Familie 1969 einen Ausflug ins niederländische Zandvoort unternimmt: In einem indonesischen Restaurant spielt ein „Alleinunter­halter“ an einer Hammondorgel mit Pedalbass. Schlagartig ist der 12-Jährige begeistert: Das ist ja viel besser, als „nur“ Klavier! Mit Händen UND Füßen spielen! Das will er auch! Wieder in Koblenz sucht er sich gezielt einen Lehrer – und findet den heute 83-jährigen Musiklehrer Hans Weber. Der Junge überredet seine erstaunte Mutter, nun doch endlich Unterricht nehmen zu dürfen und das alte Klavier gegen eine Orgel einzutauschen. So fängt es an…

Schon bald begeistert sich Hans-Günther Adam neben dem regulären Orgelunterricht, der sehr praktisch orientiert die Schwerpunkte „Unterhaltungsmusik, Jazz- und Tanzmusik“ hat, auch für Barockmusik und klassische Orgelstücke. Kein Wunder, dass nach dreieinhalb Jahren Unterricht Lehrer Weber seinen Schüler freistellt mit den Worten: „Mehr kann ich Dir jetzt nicht mehr beibringen…

Anfang der 70er Jahre rückt dann die Musik ein wenig in den Hintergrund – Schule, Pubertät und die damit einhergehenden seelischen Konflikte des Heranwachsenden fordern ihren Tribut. Trotzdem empfindet Hans-Günther Adam die Vielfalt und Kreativität der lebendigen Musik dieser Zeit als prickelnde Herausforderung. Klassische Orgelmusik ist eben doch nicht alles. So tritt er als 16-Jähriger das erste Mal mit seiner Orgel als Keyboarder einer kleinen Tanzkapelle bei öffentlichen Veranstaltungen auf.

Mit 18 kommt es zum Bruch mit dem Elternhaus. Hans-Günther Adam meldet sich als Schüler bei den Arnsteiner Patres in Lahnstein bei Koblenz an, gleichzeitig zieht er zu seiner Freundin nach Bonn. Neben der Schule verdient er seinen Lebensunterhalt durch diverse Nebenjobs, unter anderem Kurierfahrer und Mitarbeiter eines Gardinen-Reinigungsservices. Damaliges Berufsziel: Elektroingenieur.

1977 besteht er im Kloster-Gymnasium das Abitur. Zur Feier des Schulabschlusses reist der jetzt 20-Jährige mit seiner Freundin nach Köln. Vom Hauptbahnhof aus führt der Weg in die Kölner Altstadt, zum berühmten Alter Markt und dort in das frisch eröffnete Musik-Lokal „Klimperkasten“. Damals stand dort, wo heute ein Pianola steht, noch ein eleganter Flügel, zu verlockend für den jungen Mann: Er setzt sich und spielt – und zum ersten Mal keimt in ihm der Wunsch auf, eines Tages als Berufsmusiker sein Geld zu verdienen.

1982 trennt sich Hans-Günther Adam von der Freundin, zieht nach Puhlheim vor die Tore Kölns und beginnt ein Musik-Studium an der Musikhochschule Westfalen-Lippe in Dortmund, Schwerpunkt Jazz-Klavier. 1990 beendet er das Studium ohne Abschluss auf Grund seiner zeitintensiven Engagements. Denn vom ersten Tag an schafft er es, mit seiner Musik seinen Lebensunterhalt zu bestreiten.

Fester Arbeitsplatz ist 1982 ein russisches Restaurant am Barbarossaplatz, das „Bei Larissa“. Hier spielt er neben russischen Volksliedern und deutschen Schlagern auch amerikanische Jazz-Standards, meist alleine mit Flügel und Pedalbass, manchmal aber auch als Begleitmusiker für Sänger oder singende Gäste. Auch den Betreibern des „Klimperkasten“ ist sein Talent inzwischen zu Ohren gekommen. Nun darf er hier regelmäßig die Gäste unterhalten. Seit 1999 hat er sogar einen festen wöchentlichen Auftrittstermin (bis auf die Sommerpause) und gehört damit zu den „dienstältesten“ Pianisten des tradionsreichen Altstadt-Lokals.

Überhaupt war Hans-Günther Adam nie der Typ des wilden, chaotischen Musikers – ein kleines Stück „Beamter“ schlummert dann doch auch in ihm. Darum war er auch bei seinem beruflichen Werdegang stets auf Sicherheit bedacht. So arbeitet er zum Beispiel von 1984 bis 1990 als festangestellter Pianist des Hotels Ramada in Leverkusen. Von 1991 bis 2003 ist er als Hauspianist fester Bestandteil der Düsseldorfer Piano-Bar "Front Page", die vor allem wegen der Frank-Sinatra-Interpretationen des Betreibers und Sängers Harald Rehbock bekannt war.

Ein wichtiger „Hot-Spot“ in Köln ist auch von 1982 bis zu seiner Schließung 2012 das legendäre „Melody“ des musikbegeisterten Betreibers Stefan Katona, der Seele des Melodys. In der elegant eingerichteten Bar trifft sich die Kölner Musik-Szene, Künstler, Medienschaffende, die „Reichen und Schönen“ ebenso wie Studenten und Jazz-Liebhaber. Musik-Profis wie Greg Walker („Santana“), Joe Sample von den „Crusaders“, Hiram Bullock, Jeff Hamilton oder Stevie Woods (Musicalbühne Bochum) schauen gerne nach ihren eigenen Auftritten noch hier vorbei und beweisen spontan bei einer Session ihre unbändige Lust an der Musik. Hans-Günther Adam ist oft mitten drin – sein schier unerschöpfliches Repertoire an Jazz-Standards und seine Fähigkeit, einen Sänger oder eine Sängerin routiniert und sicher zu begleiten, machen ihn rasch zu einem festen Bestandteil des „Melody“. Und durch die vielen Kontakte, die sich hier ergeben, entwickelt sich auch seine eigene musikalische Karriere.

Kein Wunder also, dass nun Hans-Günther Adams „wilden Jahre“ folgen: Von 1983 bis Ende der 80er Jahre testet er seine Möglichkeiten aus – die lebendige Kulturmetropole Köln bietet eine Vielzahl an Chancen. Gerade das „Melody“ schafft hier wichtige Kontakte, und schnell finden sich begeisterte Freunde und Förderer, die ihm manche Tür öffnen. Nicht immer geht er hindurch. Schnell findet er für sich heraus, dass nicht jeder Kompromiss, der eine vermeintliche „Karriere“ ermöglichen könnte, auch wirklich zum Ziel führt. Auch die Musikbranche ist in letzter Konsequenz ein Geschäft wie jedes andere auch.

So lehnte er zum Beispiel eine Tournee als Pianist mit Ivan Rebroff  ab. Reizvoll hingegen ist ein Auftritt als Pianist des Paul-Kuhn-Orchesters in Vetretung von Paul Kuhn. Auch Auftritte und Konzerte mit Peter Feßler ("Trio Rio ") und Studioproduktionen mit Mel Lewis, Schlagzeuger und Bandleader der Mel-Lewis- Thad-Jones-Bigband, gehören in diese Zeit. 1991 wirkt er als Salsa-Pianist an der LP/MC/CD "Nix es umesöns" von der Kölner "Bläck Föös" bei dem ausgekoppelten Single-Hit "Kumm loss mer danze" mit.

Doch Hans-Günther Adam entscheidet sich, diesen möglichen Weg einer TV- und Show-Karriere nicht weiter zu verfolgen. Ihn reizt es – bis heute – jeden Tag mit einer anderen Band an einem anderen Ort andere Musik in ihrer ganzen Vielfalt machen zu können. Bereut hat er es nie. Genutzt hat er diese Kontakte allerdings schon – da, wo es ihm sinnvoll erscheint. Entstanden ist so zum Beispiel 1997 seine erste Solo-CD "For Members Only" mit US-Schlagzeuger Jeff Hamilton (Oscar-Peterson-Trio, Monty-Alexander-Trio, Aufnahmen mit Natalie Cole u.v.a.).

1999 entwickelt sich aus der zuvor nur losen Verbindung zum herausragenden Düsseldorfer Jazz- und Blues-Gitarristen Ali Claudi eine wichtige musikalische Zusammenarbeit und tiefe Männerfreundschaft. Oft treten die beiden als Duo „The Art of Swing“  auf, manchmal noch ergänzt durch einen Schlagzeuger. Aber auch in anderen Konstellationen sind Hans-Günther Adam und Ali Claudi immer gern gesehene Interpreten auf Festivals und Veranstaltungen in ganz Deutschland – allen voran Ali Claudis Rhythm-and-Blues Band "The Groove" (Repertoire James Brown, Ray Charles, Jimmie Smith, George Benson), denen Hans-Günther Adam an der Orgel den unverwechselbaren Hammond-Sound verleiht. Gemeinsam mit dem Schlagzeuger Christian Schröder gehören sie viele Jahre fest zum Programm des renommierten Internationalen Düsseldorfer Orgelfestivals IDO. Als Ali Claudi im Oktober 2023 völlig überraschend an einer Hirnblutung stirbt, ist das ein schwerer Schlag, der lange nachhallt. In Folge spielt Hans-Günther Adam gemeinsam mit verschiedenen Kollegen an noch bereits geplanten Terminen Ali zu Ehren Gedenkkonzerte. Und auch in Zukunft wird bei dem ein oder anderen aufgeführten Song Alis Seele immer wieder mit auf der Bühne sein... 

2009 schließt sich für Hans-Günther Adam dann musikalisch ein Kreis: Als Mitglied des Jazzorchesters „Rhine Phillis“, Teil der Rheinischen Philharmonie Koblenz, kommt er „back to the roots“ in seine alte Heimatstadt.

Als Pianist und Pedalbass-Spieler gehört Hans-Günther Adam heute zu unterschiedlichen Formationen und Bands, mit denen er bis zu 250 Auftritte im Jahr absolviert. So nimmt er zum Beispiel seit 1996 regelmäßig an der Düsseldorfer Jazz-Rallye teil. Seit 1999 spielt er jedes Jahr auf der „Hürther Jazznacht“ – manchmal sogar mehrfach pro Veranstaltung, weil er bei verschiedenen Bands mitwirkt. Seit 1997 gehört er zur Kölner Swing-Formation "Jazz Preachers", mit denen er (unter anderem) regelmäßig im Kölner Jazz-Lokal „Papa Joe´s Streckstrump“ am Buttermarkt zu hören und zu sehen ist. In "Papa Joe´s Klimperkasten" gleich nebenan am Alter Markt gehört Hans-Günther Adam inzwischen fast schon zum Inventar: Als "dienstältester" Pianist spielt er hier regelmäßig sein Solo-Programm oder mit Freunden.



Sonstiges (Auswahl):

Auftritte mit internationalen Jazz-Größen wie Kirk Lightsey, Michal Urbaniak, Zbigniew Namislowsky, Gene „Mighty Flee“ Connors, Stevie Woods, Dennis Mackrel (Count-Basie-Bigband), Dave Horler (WDR-Bigband), Heiner Wiberny (WDR-Bigband), Rolf Römer (WDR-Bigband), Klaus Osterloh (WDR-Bigband), Henning Berg (WDR-Bigband), Olivier Peters (WDR-Bigband), Dan Gotcher (WDR-Bigband), Heinz Kretzschmar (Kurt-Edelhagen-Bigband), Dr. Josef "Jupp" Muhr und anderen.

Teilnahme an mehreren Konzerten "Musik in den Häusern der Stadt", Köln, Veranstaltung des Kunstsalon Köln

Studioproduktionen mit Mel Lewis, Schlagzeuger und Bandleader der Mel-Lewis-Thad-Jones-Bigband, einer der führenden US-Bigbands bis in die 90er Jahre

Fernsehauftritte für WDR, ZDF, Südwestfunk Baden-Baden

Auftritte im Auftrag des Radiosenders Deutsche Welle, Auslandsstudios

Teilnahme am Internationalen Orgelfestival Düsseldorf IDO 



Internationale Auftritte (Auswahl):

Euro-Disney Paris, Frankreich

Nordatlantik-Kreuzfahrt bis Spitzbergen und Nordkap

Dubai, Royal Abjar Hotel

Brüsseler Jazz-Club, Grand Place, Brüssel, Belgien

Alpen-Krone Zürs, Österreich

Zur Tenne Kitzbühel, Österreich

Lighttown-Festival Eindhoven, Holland

Jazz-Festival Alphen op den Rhijn, Holland 



Angekommen 

Seit Dezember 2013 lebt Hans-Günther Adam zusammen mit seiner Frau und vier Katzen in einem liebevoll sanierten alten Haus in Frechen vor den Toren Kölns.